The Blues is easy to play but hard to feel (Jimi Hendrix)

Seit Kindertagen, als ich bei meinen Großeltern regelmäßig Musik im Radio hörte, wurde spontan mein Herz für die Blues- und Country-Musik geöffnet. Ich war sofort begeistert, aber mein Opa meinte nur, wenn mir was gefiel und ich ihn darauf ansprach, das seien "doch nur Leute wie Elvis oder die Beatles", und das sei "eigentlich gar keine Musik".

Mit 11 Jahren bekam ich dann endlich meine erste Gitarre - eine Konzertgitarre, aber nach ein paar langweiligen Stunden beim Musiklehrer hatte ich die Schnauze voll und bin viel lieber mit meiner Gitarre ins "Kulturcafe" oder den "CVJM" gegangen, um dort von den - nach meiner Einschätzung - "echten und coolen" Gitarristen zu lernen. Meinen Eltern habe ich freilich nichts gesagt, die haben den langweiligen Musiklehrer wohl sicherlich noch lange Zeit bezahlt - aber sei´s drum. Hauptsache - ich war Gott sei Dank raus und lernte meine ersten Riffs von den "local Heroes".

Ich habe auch nie wieder eine Musikschule besucht, aber trotzdem von meinen Eltern irgendwann eine japanische "Gibson" Les-Paul-Kopie bekommen. Die habe ich dann so lange malträtiert, bis ich mich durchgerungen hatte, doch noch mein Sparschwein tatsächlich zu schlachten und eine Original-US-Fender Stratocaster für sage und schreibe 3.500 Mark zu kaufen, damals ein Vermögen für mich! Diese Gitarre habe ich heute noch, aber seit ich selber Gitarren baue, die nach meiner unmaßgeblichen Bewertung, viel besser klingen oder meinen Vorstellungen von "Blues Sound" besser entsprechen, steht die US-Fender im Rack. Aber seit dieser Zeit war ich dann regelmäßig bei Jam-Sessions, z.B. donnerstags in Bonn in der Jazz Galerie (gibt´s die heute noch?). Da habe ich auch alle Größen wie z.B. Buddy Guy, Luther Allison, Sherman Robertson und viele mehr live erlebt. Mein erstes echtes Highligt war, als das Konzert von Albert Lee dort leider kaum beworben worden war und nur einige Handvoll Zuschauer da waren. Albert Lee hat das Konzert aber trotzdem voll und mit Begeisterung durchgezogen und ist nachher noch lange zu uns an die Tische gekommen und hat mit uns diskutiert und einige Bier mit uns getrunken. Habe heute noch den Bierdeckel, auf dem er mir ein Autogramm gegeben hat. Das zweite Highlight war das Konzert von Albert Collins, dem Master of the Telecaster, im Tanzbrunnen in Köln. Da ist er mit seinem hunderte Meter langen Gitarrenkabel durch die Reihen gegangen und vor mir stehengeblieben mit der Aufforderung "Get the blues, skinny white boy!". Ich habe ihm geantwortet: "I´ve already got these blues, Mr. Collins!". Und er antwortete: "Sure enough, sure enough!". Und damit hatte er mehr als Recht! Er war neben Buddy Guy (in der Jazz Gallerie), Johnny Winter (in der Grugahalle) und B.B. King (mehrmals in der Beethovenhalle) eine der wenigen tatsächlichen Legenden, die ich live erleben durfte. Für Muddy Waters (1983 in den Staaten) und John Lee Hooker (2000 in Berlin auf der Waldbühne) hatte ich zwar Karten, aber die Konzerte fanden leider nicht mehr statt. Auch John Mayall habe ich mehrfach gesehen, aber der fiel gegenüber den anderen - sorry - doch etwas ab.

Ich habe dann als Twen sogar in semi-professionellen Blues-Bands, die heute keiner mehr kennt, zu Studentenzeiten die zweite Gitarre gespielt. War eine tolle Zeit! Das nachfolgende Bild war mal das Foto auf meiner damaligen "Demo-Kassette" zur Bewerbung! Was für eine unbedarfte, lockere Zeit - in heutigen Maßstäben sicherlich "unprofessionell" - aber ich vermisse diese Zeit! Und Kassette - oje, was ist das denn? Kennt heute keiner mehr... :-)

Heute spiele ich nur noch in meinem Mancave den Blues für mich selbst und als Katharsis. Und baue dort natürlich weiter "RP-Style"-Telecaster- und Thinline-Telecaster-Gitarren, wenn ich nicht gerade Sport mache oder an Rennwagen schraube.